«Das Elektronische ist auf lange Sicht besser»

Dr. Christian Oberkofler betont die erhöhte Sicherheit für Patient:innen durch vollständigere Daten, etwa in der Compassana App, und zieht einen Vergleich mit der Roboterchirurgie.

Kimberly Schlegel

02. April 2024

Spezialist Oberkofler
PD Dr. med. univ. Christian Oberkofler praktiziert als Facharzt FMH für Chirurgie unter anderem in der vivévis Hirslanden Klinik Im Park. (Bild: PD)

Wieso setzen Sie auf die Compassana App
Ich bin ein Fan von digitalisierten Daten. Denn wenn man viele Zettel in der Hand hält, kann einer verloren gehen. Oder beim Scannen wird eine Seite vergessen. Diese Informationen kann ich zwar immer neu anfordern, aber es geht auch anders. Je mehr alles elektronisch läuft und je weniger Zettel nötig sind, umso weniger Fehler gibt es. Deshalb unterstütze ich ein elektronisches Dossier im Rahmen der Compassana App. 
 
Was sind die Vorteile für Patientinnen und Patienten? 
Wenn alle Patient:innen die eigenen Daten selbst verwalten würden, wäre das sicherer für sie. Als Spezialist kenne ich nicht den ganzen Behandlungsweg. Gerade bei einem Notfall am Wochenende ist es schwierig, die richtigen Informationen zu erhalten. Aber auch bei einem normalen Gespräch können gewisse Medikamente, Allergien und sogar frühere Eingriffe vergessen gehen. Ein Beispiel: Einmal fanden wir während eines Eingriffs heraus, dass die Person auf dem Operationstisch früher an derselben Stelle schon einmal eine Operation hatte. Wegen unserer Ausbildung können wir auch solche Situationen flexibel meistern. Es wäre jedoch für uns immer einfacher, auf die vollständigen Daten im Vornherein zurückgreifen zu können. Und für Patient:innen wäre es sicherer, die eigenen Unterlagen und Daten immer dabei zu haben. 
 
Wie sehen Sie die Entwicklung von Compassana? 
Ich würde die Einführung von Compassana ein bisschen mit der Entwicklung der robotischen Chirurgie vergleichen. Ältere Chirurg:innen meinen, dass alles, was mit dem Roboter operiert werden kann, auch laparoskopisch oder offen möglich sei. Und das stimmt. Man könnte auch sagen, dass wir digitalisierte Daten nicht brauchen, weil wir die Zettel haben. Aber so wie der Roboter geschmeidiger und besser ist, bin ich überzeugt, dass auch das Elektronische auf lange Sicht viel besser ist. 
 
Und wo sehen Sie Compassana in der Zukunft? 
Die Herausforderung in der Schweiz ist die Vielfalt der Systeme. Es ist zentral, dass die Patientendossiers zukünftig untereinander kompatibel sind. Nur so wird mit digitalisierten Daten der Informationsfluss im Gesundheitswesen schneller und exakter.